Spielregeln für hybride Arbeit

Die Geschichte von Andreas: Teil 1 - Spielregeln für hybride Arbeit

Andreas liebt sportliche Törns. Er ist leidenschaftlicher Segler. Und hat sich ein fixes Ziel gesetzt: Eine Atlantiküberquerung in sechs Wochen. Seine Crew steht – und wartet sehnlichst auf ihn als Skipper.

Andreas will seine Wahl-Matrosen auf keinen Fall hängenlassen. „Diese sechs Wochen will ich mir unbedingt nehmen!“ sagt er.

Freie Zeit: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Aber leider ist freie Zeit der absolut wunde Punkt von Andreas. Denn Andreas ist Inhaber und Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens im IT-Bereich (Beratung & Entwicklung) mit 120 Beschäftigten. Und immer wenn es an die konkrete Zeitplanung geht, kommt Andreas ein betrieblicher Notfall dazwischen… 

"Während der Homeoffice-Pflicht saßen wir alle im gleichen Boot"

Andreas hatte nach dem Ende der Homeoffice-Pflicht darauf gesetzt, dass sich die räumlich verteilte Zusammenarbeit von alleine einruckelt. Denn im Zwangs-Homeoffice hatten seine Teams produktiv weitergearbeitet. "Damals saßen wir alle im gleichen Boot” sagt er - nämlich zuhause. Da Andreas ein sehr geselliger Mensch ist, hat er damals regelmäßig zum virtuellen Feierabendbier eingeladen. Das hat die Truppe zusammengeschweißt. Und so haben sie sich gemeinsam über Wasser gehalten.

Alle arbeiten erstmal, wann und wo es passt

Weil das so gut geklappt hat, belässt Andreas es dabei. Jeder arbeitet dort, wo es am besten passt. Also manche im Homeoffice und andere im Büro. Doch plötzlich laufen einzelne Projekte aus dem Ruder. Die Teamchefs beklagen sich über mangelhafte Zusammenarbeit in den Teams. Abstimmungsprobleme, interne Quengeleien.

Andreas ist irritiert. Er setzt darauf, dass sich das bald wieder einpendelt. 

Dann knallt es - aber gewaltig!

Ein langjähriger Kunde ruft ihn an, um sich höchstpersönlich zu beschweren: Das versprochene Produkt konnte nicht rechtzeitig geliefert werden, und nun fühlt sich der Kunde “leider gezwungen, auf einen anderen Anbieter zurückzugreifen”. 

Andreas wird wütend: Wie konnte das nur passieren? „Habe ich einen Haufen von Idioten um mich versammelt? Die sollen doch einfach nur ihre Arbeit anständig erledigen! Das kann doch nicht so schwer sein!“ 

Sollten wir Homeoffice doch wieder verbieten?

Andreas fragt sich, ob er Homeoffice wieder "kassieren" soll. Denn vor Corona lief es ja auch gut, als alle noch gemeinsam im Büro waren. Beim nächsten Führungskräfte-Meeting lässt er seinem Unmut freien Lauf. Die Beteiligten sind betroffen. Zu seinen Präsenzpflicht Ideen schütteln sie die Köpfe. Aber keiner wagt es, ihm offen zu widersprechen.

Hinterher sagt ihm sein Personalchef, dass die meisten Mitarbeitenden weiterhin flexibel arbeiten wollen. Er warnt ihn: “Unsere Leute wären total frustriert. Das können wir so nicht machen. Die gehen sonst zur Konkurrenz”

Ratloser Geschäftsführer

Abends geht Andreas zu einem Unternehmertreffen, einem sog Meet-Up und hört mal wieder Berichte darüber, wie toll “New Work” und hybride Arbeit und das neue Normal der Arbeitswelt  in anderen Betrieben anscheinend funktioniert. Ihm ist das eigentlich „zu viel Blabla“, diese vielen neumodischen Begriffe. 

Und trotzdem haben wir uns dort kennengelernt, Andreas und ich. Er hat mir seine Geschichte erzählt und von seiner bodenlosen Enttäuschung berichtet, dass er von seinen Teams nicht die Leistung bekommt, die er braucht.  

Andreas ringt mit sich

Andreas hat mir die Erlaubnis gegeben, mich in seinem Betrieb umzuhören und mit den Angestellten zu sprechen. Dann habe ich Andreas ein paar praktische Vorschläge gemacht. 

Andreas ist klar: Diese Vorschläge sind eine Arbeitsunterbrechung für alle beteiligten Mitarbeitenden. Das kostet ihn bares Geld. Andererseits hat er Sorge, dass es größere Unruhen in seiner Belegschaft gibt, wenn er Homeoffice einschränkt oder kassiert. 

Andreas denkt sich: Soll ich? Oder soll ich nicht? 

Drei Tage ringt er mit sich. Am Ende sagt er sich: “Auf den Versuch lass ich es ankommen!”

Ich helfe, Spielregeln für die hybride Zusammenarbeit zu finden

Ich habe daraufhin in wechselnden Gruppierungen mit der Führungsebene und den Mitarbeitenden gearbeitet. Wir haben dafür gesorgt, dass sich Mitarbeitende besser untereinander absprechen und zugleich die Anzahl der Meetings reduziert. Gemeinsam haben wir verbindliche Teamtage für alle eingeführt und “Spielregeln für hybride Zusammenarbeit” aufgestellt. 

Die Zusammenarbeit im Team gelingt jetzt leichter

Andreas ist zufrieden. Von seinen Teamchefs hört er jetzt, dass die Arbeit besser läuft. Es gibt weniger Missverständnisse und Konflikte in den Teams. Tatsächlich werden Termine wieder eingehalten. Die Kunden sind zufrieden

Andreas ist stolz, dass sie das geschafft haben. Und dass er ein so moderner Chef ist. und seinen Mitarbeitenden Homeoffice weiterhin anbietet.