Warum hybride Arbeit bleibt – und wie sie gelingt: Stanford Professor Nick Bloom

Warum hybride Arbeit bleibt – und wie sie gelingt

Die Debatte um den richtigen Arbeitsort reißt nicht ab. Manche Unternehmen fordern eine vollständige Rückkehr ins Büro. Andere setzen weiterhin auf Remote-Arbeit. Doch was sagt eigentlich die Forschung?

Dr. Nicholas Bloom, Stanford-Professor und einer der weltweit meistzitierten Experten für hybride Arbeit, liefert Antworten. Seine Studien basieren auf Daten aus über 50 Ländern und zeigen: Die Frage ist nicht ob wir hybrid arbeiten – sondern wie wir es richtig machen.

Hybride Arbeit ist zu einem strategischen Vorteil geworden


Laut Bloom arbeiten rund 80 % der Fortune-500-Unternehmen mittlerweile im Hybrid-Modus. Besonders beliebt und weit verbreitet sind 2-3 Tage im Homeoffice.

Hybride Arbeit ist längst mehr als ein Pandemie-Überbleibsel: Hybride Arbeit ist zu einem strategischen Vorteil geworden.

Unternehmen verbessern dadurch ihre Chancen im Recruiting, erhöhen die Zufriedenheit im Team – und bleiben wettbewerbsfähig.

Ein Beispiel: Die Teams treffen sich an den jeweils verabredeten Tagen im Büro. Man tauscht sich kurz an der Kaffeemaschine aus, löst ein Problem in fünf Minuten, das per E-Mail vielleicht zwei Tage gebraucht hätte. Dieses Maß an spontaner Kommunikation lässt sich nicht vollständig digital ersetzen.

Ich möchte dem hinzufügen, dass nur durch echte Begegnungen die zwischenmenschliche Verbindung bestehen bleibt. Und das ist die beste Basis, damit Vertrauen gedeiht.

Hybride Arbeit braucht mehr Struktur


Hybrides Arbeiten funktioniert aber nur dann, wenn Unternehmen es bewusst gestalten. Viele überlassen die gesamte Entscheidung einzelnen Teams – oder gar jedem einzelnen Mitarbeitenden. Das führt zu Chaos.

Bloom betont - und dem schließe ich mich mit merinen Erfahrungen an: Die Anwesenheit im Büro braucht Koordination. Teams müssen sich auf gemeinsame Teamtage festlegen. Sonst bleibt das Büro leer – und die Vorteile gemeinsamer Präsenz verpuffen.

Zudem sollte unbedingt die Kommunikation neu geordnet werden, damit alle auf dem Stand sind, egal wo sie arbeiten. Das heißt: Weg vom Wissenscontainer E-Mail, hin zu gemeinsamen Plattformen, auf denen Kommunikation transparent und nachvollziehbar für alle im Team zugänglich ist.

Mehr Präsenz bringt nicht mehr Leistung


Entgegen verbreiteter Meinungen steigert mehr Bürozeit nicht die Produktivität.

Im Gegenteil: Studien zeigen gemeinsam, dass sich die Leistung nach drei Tagen im Büro kaum noch verbessert.

Wer vier oder fünf Tage Präsenz verlangt, riskiert Kündigungen und sinkende Motivation.

Alltagsbeispiel: Eine Führungskraft verlangte vollständige Rückkehr. Die Mitarbeitenden stehen täglich wieder im Stau, hetzen zur Kita und spüren den Zwang als Kontrollmaßnahme. Die innere Kündigung folgt oft schnell – oder die echte.

Vorsicht bei voller Remote-Arbeit


Gleichzeitig warnt Bloom vor zu viel Distanz. Vollständig remote zu arbeiten, funktioniert nur in bestimmten Rollen – etwa bei klar definierten, wenig kollaborativen Aufgaben.

Dort, wo Teams sich regelmäßig austauschen, neue Kolleg:innen eingearbeitet werden oder Innovationsprozesse laufen, braucht es Präsenz.
Digitale Tools allein reichen nicht, um Vertrauen, Kultur oder Führung zu transportieren.

Beispiel: Eine neue Mitarbeiterin beginnt im Homeoffice. Sie kennt niemanden, fühlt sich unsicher, stellt keine Fragen – aus Angst, andere zu stören. Nach zwei Monaten kündigt sie. Das wäre mit einem festen Präsenztag pro Woche wohl nicht passiert.

Was Unternehmen jetzt brauchen


Prof. Bloom empfiehlt drei konkrete Schritte für eine funktionierende hybride Strategie:

  1. Koordination: Teams sollten feste Präsenztage definieren – keine Willkür.
  2. Zuverlässigkeit: Führungskräfte müssen Regeln aufstellen und auch vorleben.
  3. Fokus auf Ergebnisse: Statt die Arbeitszeit zu kontrollieren, sollte Unternehmen Ergebnisse messen.

Wer hybrid arbeitet, braucht Vertrauen – und klare Erwartungen. Nur dann können Mitarbeitende wirklich selbstverantwortlich handeln.

Fazit


Hybrides Arbeiten ist gekommen, um zu bleiben.

Unternehmen, die richtig angehen, profitieren langfristig : Durch motiviertes Mitarbeitende, geringere Fluktuation und bessere Leistung.

Wer stattdessen an alten Präsenzmodellen festhält oder auf komplette Remote-Arbeit setzt, riskiert das Gegenteil.

Die gute Nachricht: Die Forschung ist eindeutig. Und der Weg ist klar – wenn man ihn gehen will.