Immer wieder ist die Rede von sogenannten Hochleistungs-Teams, den Super-Performern. Aber gibt es sie denn überhaupt – und was macht sie aus, diese heldenhaften Gruppierungen, die es immer wieder „herausreißen“?
Sind es die oft gepriesenen heterogen-diversen Teams, die beste Leistungen erbringen – oder doch eher diejenigen, in denen alle miteinander befreundet sind? Helfen gemeinsam verbrachte Mittagspausen oder eine „optimale Kombination“ der Charaktere? Eine Studie namens „Aristoteles“ von Google bringt folgende Ergebnisse zutage.
5 Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Teams
Im Jahr 2012 startete Google sein „Aristoteles-Projekt“. Über einen Zeitraum von 3 Jahren wurde 180 Teams untersucht. Anfangs schien die Situation hoffnungslos: Zu widersprüchlich waren die Ergebnisse der Datenauswertung des „Wer-mit-Wem“.',
Erst als der Fokus verschoben wurde in Richtung „Wie wird interagiert?“ kam die Erkenntnis zutage. Offensichtlich ist unerheblich, welche Charaktere oder akademischen Titel sich zusammenfinden. Ausschlaggebend ist das Verhalten untereinander. Es kommt also lt „Aristoteles“ ausschließlich darauf an, welches Gruppenklima sich etabliert: Nach welchen ungeschriebenen Regeln man sich verhält und mit welcher Haltung sich die Teammitglieder begegnen. Die Teamkultur zählt, nicht die Teambesetzung!
High-Performance Teams unterscheiden sich in diesen fünf Aspekten von allen anderen:
- Psychologische Sicherheit
- Zuverlässigkeit
- Struktur und Klarheit
- Bedeutung der Arbeit
- Auswirkungen der Arbeit
Psychologische Sicherheit und der „soziale Kitt“
Der mit Abstand wichtigste Einzel-Parameter ist die sogenannte „psychologische Sicherheit“.
Diese zeigt sich darin, dass alle Teammitglieder im Laufe eines Tages einen ähnlichen Redeanteil in die Gruppe eingebracht hatten („conversational turn-taking“) Reden immer nur Wenige (oder immer nur der Chef) dann sinkt laut Google-Studie der Gruppen-IQ nachweislich.
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die gute Kommunikation auf allen Ebenen: Aufmerksames Zuhören („ostentatious listening“) sowie nonverbale Kommunikation (regt sich mein Gegenüber auf oder fühlt er/sie sich ausgeschlossen?)
Insofern wird in der Google-Studie auch die Bedeutung informeller Kommunikation geklärt: Je intensiver sich eine Gruppe von Menschen über scheinbar belanglose oder auch private Themen unterhält („chitchatting“), desto stärker wirkt der Zusammenhalt untereinander. Sobald im Team also eine gewisse Offenheit herrscht und individuelle Eigenheiten nicht abgeurteilt werden, entsteht der „soziale Kitt“, den Hochleistungsteams für ihre Performance benötigen.
"Plauderei" ist also eine wesentliche Grundlage für zielführende Zusammenarbeit! (s. auch „Wie entsteht Vertrauen?“)
Sind die bei Google irgendwie anders?
Sicher: Wir sind hier nicht in Silikon Valley – und die Rahmenbedingungen sind in Deutschland durchaus andere als in den Vereinigten Staaten. Dennoch gilt, dass bei Google keine grundsätzlich anderen Menschen arbeiten als irgendwo sonst auf der Welt. Menschliche Grundbedürfnisse haben die wenig erstaunliche Eigenschaft, über Kulturen und Jahrhunderte hinweg relativ stabil zu bleiben.
Und genau deswegen halte ich die Ergebnisse dieser Studie durchaus für übertragbar.
Wo anfangen?
Die tägliche Kommunikation prägt die Kultur eines Unternehmens. Ebenso prägt die Unternehmenskultur die Art und Weise, wie wir in einem Unternehmen miteinander umgehen. Das ist ein unendliches Wechselspiel. Ursache und Wirkung verschwimmen im Meer der alltäglichen Handlung. Wollen wir eine Veränderung herbeiführen, gelingt das nur möglicherweise – und gewiss nur durch eine dauerhaft andere, gelebte Haltung.
Offensichtlich gibt es eine Kommunikations-Kultur, die den Gruppen-IQ steigert. Vergleichsweise leichter (weil sichtbar und erfahrbar) sind da räumliche Veränderungen, die ihrerseits auch das alltägliche Verhalten prägen bzw z.T. erst ermöglichen. Unternehmensräume sind das Behältnis, in dem sich das tägliche Tun und Handeln der Kollegen miteinander abspielt. Günstig also, wenn sie auf die Zielen der Organisation abgestimmt sind!
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ (Aristoteles)